Die Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege begannen 2018 unterhalb der Heuneburg an einem frühkeltischen Großgrabhügel. Dem Grabhügel zwei. (Ein gefördertes Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft)
Dieser wurde dann im Oktober 2020 im Block geborgen und nach Ludwigsburg in die Labore des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) gebracht. Wie schon mit dem Grabhügel vier im Jahr 2010 zeigte sich, das eine fachgerechte Untersuchung Vorort nicht möglich ist.
Die Heuneburg liegt ca. 14 Kilometer östlich von Sigmaringen und ist eine Höhensiedlung der Gemeinde Herbertingen / Hundersingen. In Herbertingen-Hundersingen befindet sich auch das Keltenmuseum Heuneburg.
In der Zeit zwischen 650 und 450 v. Chr. soll hier einer der bedeutendste Siedlungs-, Handels- und Machtzentrum der Kelten gewesen sein.
Somit ist die Höhensiedlung eines der bekanntesten Fundstellen aus keltischer Zeit in Mitteleuropa.
Anfang Juli 2021:
Besichtigung des im Block geborgenen frühkeltischen Prunkgrabes in Ludwigsburg.
Unter den Gästen waren Ministerin Nicole Razavi, (Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, oberste Denkmalschutzbehörde) Regierungspräsident Wolfgang Reimer Regierungsbezirk Stuttgart, Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landes für Denkmalschutz.
Über den Stand der Ausgrabungen berichteten Prof. Dr. Dirk Krausse (LAD), Diplom-Restauratorin Nicole Ebinger (LAD) und Dr. Leif Hansen (LAD).
Keltengrab von der Heuneburg (Keltenblock 2.0)
Die Grabkammer mit einer Größe von 3 x 5 Meter stammt aus dem Grabhügel zwei, ca. 100 Meter entfernt vom 2010 geborgenen Zentralgrab unter Hügel Nummer vier.
Der relativ feuchte Boden an der Grabstelle war vorteilhaft für die zahlreichen organische Materialien wie Hölzer und Geflechten. Somit konnten schon einige Konstruktionshölzer geborgen werden. Die Zunehmende Trockenheit der vergangenen Jahre hat allerdings bereits Schäden an den Objekten verursacht.
Ersten Funde belegen, dass es sich um ein ursprünglich reich ausgestattetes Grab der sozialen Oberschicht handelt. Die Schmuckbeigaben sind typisch für eine Frau und werden der Zeit 600 v. Chr. zugeordnet. Gefundenen Goldperlen und eine außergewöhnliche Bernsteinfibel weisen auf Beziehungen zum Ostseeraum, Italien beziehungsweise Slowenien hin.
Untersuchungen legen nahe, dass neben den Bronzebeschlägen auch Wagenelemente aus Holz enthalten sind.
Trank und Speisebeigaben wurden ferner durch Funde von Keramik und einem Schweineskelett bestätigt.
Übereinstimmung zum Grab der “Fürstin vom Bettelbühl”
Der Vergleich mit dem schon 2010 geborgenen Grab unter Grabhügel vier (einer 583 v. Chr. beerdigten Dame) weisen große Übereinstimmungen auf. Die reichen Gold-, Bronze- und Bernsteinobjekte im Grab der “Fürstin vom Bettelbühl” fehlen allerdings bei dem jetzt untersuchtem Grab Keltenblock 2.0.
Dies deutet darauf hin, dass das Grab wenige Jahre oder Jahrzehnte nach der Bestattung systematisch geplündert worden war. Auch dürften die Beigaben in der Kammer mehrfach verlagert worden sein.
Ähnlichkeiten der Funde und die unmittelbare Nachbarschaft der Gräber sprechen für eine enge soziale Beziehungen der beiden Frauen. Es ist davon auszugehen das die Ausstattung der beiden Gräber ursprünglich gleich war und die beiden Frauen bedeutende Persönlichkeiten an der Heuneburg repräsentieren.
Die Freilegungs- und Restaurierungsarbeiten werden noch bis 2022 andauern und lassen weitere Entdeckungen erwarten.
Informationen Regierungspräsidium Stuttgart
Bericht / Fotos Helmut Werner